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Beschwichtigung Hund Zungenschlecken

Beschwichtigungssignale und ihre Bedeutung

Um Deinem Hund Halt zu geben solltest Du erkennen, wenn er Stress hat. Obwohl die meisten Hundebesitzer denken, dass sie ihren Hund lesen können, erkennen sie das Kleingedruckte in der Hundespraache oft zu spät. Lerne, auch die Feinheiten der Hundesprache zu verstehen.

Die Beschwichtigungssignale und ihre Bedeutung

Stress kann bei Hunden zu unterschiedlichen Reaktionen führen. Ihre Reaktion ist dabei von verschiedenen Faktoren abhängig.

Zum einen gibt es unterschiedliche Charakter-Typen. Die einen sind eher schüchtern und zurückhaltend und lösen Konflikte am liebsten, indem Sie sich „unsichtbar“ machen. Andere drücken sich im Alltag häufig durch vokales „Mitreden“ aus. Und auch im Stress neigen diese Hunde dann dazu, sich verbal, d.h. durch häufiges und durchaus beeindruckendes Bellen oder Knurren bemerkbar zu machen.

Hunde sprechen – wenn man ihnen „zuhört“

Die meisten Hunde versuchen, Konflikte zu vermeiden. Sie verhandeln, „sprechen Bände“, um eine Auseinandersetzung zu umgehen. Die Realität zeigt aber, dass ihnen ihre Menschen oft nicht zuhören.

Der Grund dafür:  Der Schwerpunkt der menschlichen Kommunikation liegt auf dem Wort, der Sprache (zumindest denken wir das).

Der Schwerpunkt der Kommunikation zwischen sich begegnenden Hunden liegt jedoch auf der Mimik und Gestik – also auf der Körpersprache.

Auch Menschen kommunizieren so, aber sie nehmen die Körpersprache des anderen nicht so bewusst war, wie die Informationen aus dem gesprochenen Wort.

Daran mag es liegen, dass viele Hundebesitzer die Botschaft nicht verstehen, die ihre Hunde mit ihrer Körpersprache zum Ausdruck bringen. „Ich bin angespannt“, „das macht mir Angst“, „Du siehst ungeduldig und reizbar aus, das stresst mich“.

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Stress: Körpersprache des Hundes erkennen

„Wenn niemand auf meine Signale achtet, kann mich auch niemand rechtzeitig beschützen“.

Ein Besitzer, der die Sprache seines Hundes nicht lesen kann, ist auch nicht in der Lage, richtig zu reagieren. Aus Sicht des Hundes bleibt in kritischen Situationen oft nur noch Angriff oder Flucht als Lösungsweg. Für ein entspanntes Miteinander wäre es deshalb so wichtig, dass die Besitzer die Sprache ihrer Vierbeiner besser kennen und schneller auf Unsicherheiten und Zeichen von Stress reagieren können…

Wenn ich einen Hund adoptiere, dann sollte ich ihn auch lesen lernen

Um einer aggressiven Auseinandersetzung vorzubeugen und angespannte Situationen zu deeskalieren nutzen unsere Hunde die sogenannten Beschwichtigungs-Signale (engl. „Calming Signals“). Mit diesen Gesten sollen Konflikte vermieden werden, wenn der Hund z.B. einem Artgenossen oder einem Menschen begegnet.

Die „Calming-Signals“ dienen der Deeskalation

Überblick über die wichtigsten Beschwichtigungsgesten:

 

Blick abwenden / Blinzeln

Ein Hund, der einem anderen Hund gegenübersteht und sich unsicher fühlt wird den Blick abwenden oder blinzeln, um damit zu signalisieren „Ich möchte Dich nicht provozieren. Im Gegenteil: Ich bin friedlich oder unsicher“ (Bild2).

! Das ist übrigens auch der Grund, warum es z.B. so schwierig ist, unsere Vierbeiner zu fotografieren. Immer wenn wir die Kamera ganz nah an ihr Gesicht fahren, wenden sie den Blick ab oder blinzeln, weil die langsam auf sie zukommende Bewegung der Hand/des Handy’s sie verunsichert.

Kopf wegdrehen oder Körper wegdrehen / an etwas schnuppern

Dieses Verhalten wird besonders dann gezeigt, wenn ein Mensch oder ein Hund direkt auf den eigenen Vierbeider zu geht. Das Abdrehen des ganzen Körpers signalisiert sehr deutlich den Wunsch nach Deeskalation. Oft schnuppern Hunde dabei an etwas und wirken vermeintlich desinteressiert.

! Bin ich selbst der Auslöser für dieses Verhalten eines Hundes macht es Sinn, innenzuhalten und selbst den Kopf oder den eigenen Körper zur Seite zu drehen.

Sich über die Schnauze schlecken

Die rosa Zunge, die sich kurz über die Lefzen oder die Nase fährt ist wohl die häufigste (Bild 1) beschwichtigende Geste bei Hunden. Sie ist auch von Weitem gut sichtbar. Besitzer, die diese Botschaft noch nicht kannten, sind erstaunt, wie oft ihr Hund sich bei der Begegnung mit Vier- und Zweibeinern – auch bei der Kommunikation mit ihnen selbst – über die Nase schleck

 

Das Freezing

Hunde, die in der Begegnung plötzlich erstarren und z.B. das Beschnüffelt-werden eines anderen Vierbeiners über sich ergehen lassen, sind dabei alles andere als geduldig. Sie signalisieren damit zunächst einmal, dass sie in der Begegnung den passiven, statischen Part übernehmen. Ist die Anspannung oder Angst aber zu groß, kann aus dem Freezing heraus auch plötzlich geschnappt werden.

Diese Situation führt immer wieder zu Missverständnissen, da der Mensch, der den Hund gerade streichelt oft nicht wahrnimmt, dass dieser eigentlich „einfriert“ und das Streicheln „erträgt“ aber nicht genießt.

! Kommt der Mensch in dieser Situation dem Hund noch näher oder das Streicheln dauert einfach zu lange (aus Sicht des Hundes) kann es durchaus sein, dass dieser dann aus dem Freezing in den Abwehrmodus geht.

Erkenntnisse in der Verhaltens-Sprechstunde: Spät aber nicht zu spät

 

Viele Hund in meiner verhaltenstherapeutischen Sprechstunde haben den Stempel „bissig“ oder sogar „unberechenbar“, weil die Menschen ihre Sprache nicht gelernt haben, bevor die Fellnase adoptiert wurde. Während des Termins mache ich oft Videos, wie der Hund zum Beispiel auf mich oder eine Testperson (oder einen Test-Hund) reagiert. Dann lasse ich die Besitzer beschreiben, was sie gesehen haben und zeige ihnen danach auf dem Video, was wirklich „gesprochen“ wurde. Dieser Erfahrung führt häufig zu einer neuen Sichtweise auf das angeblich unberechenbare oder gefährliche Tier.

 

 

Beispiel aus der PraxisJogger anbellen

 „Unser Hund bellt Jogger an. Aber nicht alle. Nur jeden Zehnten oder so…“

So lautet die häufige Beschreibung eines sog. Problemhundes, der laut seiner Besitzer ohne Vorwarnung hin und wieder Sportler anbellt, die an ihn vorbeilaufen.

Mit dem Wissen um die Beschwichtigungssignale der Hunde sieht man meist Folgendes:

Von Weitem nähert sich ein Jogger. In der Sekunde, in der der Hund ihn erblickt wird sich sofort über die Nase geschleckt („Hey, Du läufst aber schnell auf mich zu, das macht mich unsicher.“)

Der Jogger sieht den Hund auf dieser Entfernung noch nicht mal. Er läuft weiter auf den Hund zu. Der Hund wendet nun den Kopf ab, oder er dreht sogar den ganzen Körper zur Seite und scheint plötzlich ganz interessiert am Wegesrand an etwas zu schnuppern.

(„Hey, siehst Du, ich bin TO-TAL uninteressiert an Dir, sozusagen eigentlich nicht da!“)

 

Der Jogger läuft weiter auf den Hund zu, jetzt entdeckt auch er das Tier und weil er selbst Angst vor Hunden hat, beobachtet und fixiert er ihn nonstop mit den Augen (aus Augen des Hundes ein sog. Drohfixieren).

Der Hund versucht es nun abwechselnd mit kurz anschauen und wieder wegschauen  („Oh Mann, jetzt auch noch Drohfixieren…. Schau mal, ich beschwichtige gerade bis der Arzt kommt!“).

Und jetzt kommt, was kommen muss: Der Jogger läuft weiter, fixiert weiter, schnauft bei jedem Schritt laut die Luft aus – und der Hund erkennt die Situation schließlich als vermeintlich so gefährlich für ihn, dass er zu anderen Maßnahmen greift: Er läuft auf den Jogger zu und bellt.

Der Besitzer beschreibt die Situation so: Mein Hund war zuerst total friedlich. Er hat sich für den Jogger gar nicht interessiert und ihn dann plötzlich angebellt.

An diesem Beispiel ist gut nachzuvollziehen, wieso es so wichtig ist, auch die kleinen Gesten und die Mimik meines Hundes zu kennen und deuten zu lernen. Gute Hundeschulen lehren bereits in der Welpenspielstunde die Kommunikation der Vierbeiner zu verstehen.

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