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VetConcret | Welpenspielstunde: Neue Konzepte auf dem Weg zum erwachsenen Hund

Ich bin Tierärztin und Expertin für Hundeverhalten mit Leib und Seele. Umso mehr freue ich mich, dass ich ab diesem Jahr auch als Autorin für Hundewissen regelmäßig Artikel für die Zeitschrift VetConcret schreiben darf. Diese spannenden Themen teilen wir natürlich auch hier, im SIRIUS® Magazin mit Euch: Ab der 3. Woche beginnt die Sozialisierungsphase, die in zwei bedeutende Perioden unterteilt wird. Für diese Zeit möchten wir Euch sinnvolle Tipps geben, um dem neuen Familienmitglied einen optimalen Start in ein gemeinsames Leben zu ermöglichen.

Zwischen dem kleinen Welpenknuddel und dem coolen Begleiter, den wir uns so sehr wünschen, liegen nur wenige Monate Entwicklung. Diese Zeitspanne entscheidet über Charakter und Wesen des Hundes. Temperament, Selbstvertrauen und die Lernfähigkeit können wir in dieser Zeit beeinflussen. Hilfreich dabei ist das Wissen um die Entwicklungsphasen eines jungen Hundes und die richtige Wahl der Welpenspielstunde.

Ab der dritten Woche beginnt die Sozialisierungsphase, die in zwei bedeutende Perioden unterteilt wird (siehe unten). Für diese Zeit möchten wir Ihnen sinnvolle Tipps geben, um dem neuen Familienmitglied einen optimalen Start in ein gemeinsames Leben zu ermöglichen.

Canide und humane Sozialisierungsphase

In der ersten Hälfte (3. bis 7. Woche) – der sogenannten caniden Sozialisierungsphase – lernt der Welpe alles über das Sozialverhalten seiner Art. In nur wenigen Wochen wird er täglich mehr über die Körpersprache der Mutter und der Geschwister lernen. Wie er diese interpretiert und selbst als Hund kommuniziert. Währenddessen ist er im Idealfall bei der Mutter und verbringt die meiste Zeit mit seinen Geschwistern, die von Woche zu Woche wichtiger für ihn werden.

In der zweiten Hälfte (7. bis 12. Woche) schließt der Hund auch andere Lebewesen als Sozialpartner mit ein. Allem voran ist der Mensch Lebenspartner Nummer eins. Deshalb wird diese Zeit auch als humane Sozialisierung bezeichnet. In diesem Abschnitt werden die Hunde vom Züchter abgeholt und gewöhnen sich gut an die neue Umgebung und ihre neue Familie.

Kinder – fremde und unberechenbare Wesen

Spannend ist, dass die Junghunde während der humanen Sozialisierungsphase sehr genau zwischen Frauen, Männern und Kindern unterscheiden. Kinder sind für unseren Hund kein kleiner Mensch, sondern ein anderes, sehr spontanes und unberechenbares Wesen. Interessant ist dies vor allem für Menschen, die selbst keine Kinder haben. Sie sollten dem kleinen Vierbeiner einen stressfreien Kontakt ermöglichen, um Kinder zu einer positiven Erfahrung werden
zu lassen. Dabei sollte man die Kinder gut anleiten und unbedingt die ganze Zeit dabeibleiben. Besser sind hierbei mehrmals zehn Minuten als gleich eine ganze Stunde, die den Welpen oft überfordert.

Frauen sind häufiger im Tierschutz aktiv als Männer, daher haben viele dieser Junghunde Angst vor Männern – sie haben schlicht zu wenig Erfahrung mit dieser Menschengruppe. Bei älteren Tieren ist das anders: Sie mussten leider oft schlechte Erfahrung mit Männern sammeln und es braucht Zeit, Geduld und manchmal auch eine Verhaltenstherapie, um diese prägenden Erlebnisse zu vergessen.

Angsthasen auf Zeit – die „Spooky Period“

Innerhalb der Sozialisierungsperiode durchläuft der kleine Hund weitere Phasen, die sich mit den oben genannten überschneiden. So gibt es zum Beispiel zwischen der achten und zwölften Lebenswoche eine sogenannte „Spooky Period“ – eine Phase, in der die Kleinen besonders schnell ängstlich oder bei Neuem vorsichtig reagieren. Das hat auch mit der Ausschüttung der Stresshormone zu tun, die in deutlich höherer Konzentration ausgeschieden werden, wenn der Welpe auf etwas Unbekanntes trifft. Diese Angstphasen brauchen Zeit, Geduld und einen souveränen Hundehalter, der nicht mit-reagiert, sondern wie ein Fels in der Brandung einen Ruhepol für das nervöse Jungtier bietet.

Neue Konzepte einer guten Welpenspielstunde

Die Zeiten, in denen 8 bis 18 Wochen alte Welpen einfach zusammengewürfelt werden, entsprechen nicht mehr dem heutigen Wissen über die psychische Entwicklung der Kleinen. Neuere Untersuchungen zeigen, dass Gruppen von mindestens drei Altersstufen vorteilhaft für die Kleinen sind. So bieten gut gegliederte Gruppenstrukturen eine ideale Begleitung auf dem Weg zum souveränen Junghund. Stressbedingte Verhaltensauffälligkeiten beim Welpen können so vermieden werden.

Die Natur macht es uns vor: In einem Wolfsrudel gibt es pro Saison immer nur einen Wurf. Durch diese natürliche Selektion verhindert das Rudel, dass unterschiedlich alte Welpen auf gleichem Terrain aufgezogen werden. So garantieren die Wölfe ihrem Nachwuchs ein entspanntes Aufwachsen, welches den besten Start für ein gutes Sozialverhalten und die Umwelttauglichkeit der Nachkommen gewährleistet.

Nach dem Vorbild der Natur – das PuppyPlan-Konzept

Auch junge Hundeeltern möchten ihren Welpen den besten Start ins Leben bieten. Ideen wie das PuppyPlan-Konzept ermöglichen die gezielte Förderung auf dem Weg zum ausgeglichenen Junghund. In diesem Welpensozialisierungskonzept wird die Gruppengröße der Natur nachempfunden. In Gruppen von maximal sechs Welpen, was der durchschnittlichen Wurfgröße einer Hundemutter entspricht, und drei Altersstufen ist ein entspanntes Spiel zwischen den Welpen möglich. Denn 13 Wochen alte Welpen spielen anders als 17 Wochen alte Junghunde. Und ein neunwöchiger Welpe hat eine andere Aufmerksamkeitsspanne als sein zwölf Wochen alter Artgenosse.

Stress im „Kindergarten“ führt zu schlechtem Sozialverhalten

Gemischte Altersgruppen führen zu Stress bei den Welpen, was für den Laien allerdings nicht leicht zu erkennen ist. Denn Welpen zeigen keine deutliche Stressmimik wie ein erwachsenes Tier. Sie reagieren mit übertrieben aktivem Spiel, finden keine Ruhe, werden rastlos, verlieren ihre Beißhemmung oder zeigen eine niedrige Frustrationstoleranz. Große Gruppen und wildes, ungezügeltes Spiel über einen längeren Zeitraum (mehr als 7 bis 8 Minuten) führen zu Kompensationslösungen, die später Verhaltensauffälligkeiten nach sich ziehen. Die Kleinen machen die Erfahrung, dass sie körperlich ständig unterlegen sind, während die Großen das Mobben und Drangsalieren lernen. Natürlich haben kleine Gruppen auch ihren Preis, die Teilnahmegebühr ist meist höher. Dafür bekommen Hund und Halter aber die Aufmerksamkeit, die nötig ist, um die bestmögliche Entwicklung zu unterstützen. Dabei soll im ausgeglichenen Spiel ein facettenreiches und flexibles Verhalten geübt werden. Die Motorik wird geschult und alle Verhaltensweisen, wie jagen, aufreiten, kämpfen, unterwerfen und dominieren, werden spielerisch und ohne klare Rollenverteilung geübt.

Wie Sie den Alltag mit Ihrem Welpen strukturiert gestalten, ihn bei der Entwicklung unterstützen und welche Punkte dabei zu beachten sind, erfahren Sie in der nächsten Ausgabe der Vet-Concret®.

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