Viele Hunde reagieren bei Gewitter mit Angst oder Panik. Sie verstecken sich, zittern oder versuchen, aus der Situation zu fliehen. Gerade im Sommer können Wärmegewitter für Hunde und ihre Halter:innen zur großen Belastung werden. Blitze, Donner, Regen, Hagel und starker Wind erzeugen eine Geräuschkulisse, die bei vielen Vierbeinern massiven Stress auslöst. Für ältere Hunde ist diese Belastung zusätzlich kritisch, da Herz und Kreislauf besonders gefordert sind. In diesem Artikel erfährst Du, warum Hunde Gewitter so früh wahrnehmen, wie Du Deinem Hund in akuten Situationen helfen kannst und welche Trainingsmethoden langfristig die Angst reduzieren.
Warum merkt mein Hund das Gewitter früher als ich?
Hunde verfügen über ein deutlich besseres Gehör als wir Menschen. Donner und tieffrequente Geräusche nehmen sie viel früher wahr. Hinzu kommt, dass viele Hunde empfindlich auf Luftdruckschwankungen reagieren, die mit einem herannahenden Gewitter einhergehen. Oft zeigen sensible Hunde bereits erste Stressanzeichen wie Zittern, Hecheln oder Unruhe, lange bevor wir Menschen die ersten Donnerschläge hören. So werden aus Hunden mit Gewitterangst Wetter-Frösche, die ein Gewitter früher anzeigen als wir es ahnen können.
Was tun, wenn mein Hund Angst vor Gewitter hat?
Wenn Dein Hund zu Gewitterangst neigt, solltest Du vorausschauend handeln. Plane Spaziergänge so, dass Ihr nicht in das Gewitter geratet, und sichere Deinen Hund mit einem gut sitzenden Sicherheitsgeschirr. Zuhause kannst Du durch kleine Anpassungen viel für die Entspannung Deines Hundes tun:
- Fenster und Türen schließen, Rollläden herunterlassen
- Fernseher oder Radio einschalten, um eine vertraute Geräuschkulisse zu schaffen
- Rückzugsorte anbieten (z. B. Box, Deckenhöhle, ruhiger Raum).
- Der “Panik-Room” für Deinen Hund: Lass Dir vom Schreiner eine Holzbox anfertigen und beziehe diese außen(!) mit schalldämmendem Schaumstoff. Dein Eingang kannst Du im Falle eines Gewitters mit einer Decke abhängen. Achte auf genug Luftzirkulation für den Hund in der Box.
- Nicht allein lassen – die Nähe zum Menschen ist für Hunde enorm wichtig
- Selbst ruhig und gelassen bleiben, um Sicherheit zu vermitteln
So beruhigst Du Deinen Hund bei Gewitter
Die wichtigste Regel lautet: Ruhe bewahren. Vermeide hektische Bewegungen und laute Geräusche. Viele Hunde lassen sich durch Kauen beruhigen – biete also eine Kaustange oder einen gefüllten Kong an. Auch Spielen oder Kuscheln kann helfen, sofern Dein Hund das in der Situation angenehm findet. Andere Hunde ziehen sich lieber zurück – respektiere das und bleibe trotzdem in Hörweite.
Ein Hilfsmittel für manche Hunde ist das sogenannte Thundershirt oder ein eng anliegender Body, der durch leichten Druck ein Gefühl von Sicherheit vermittelt – ähnlich wie eine Umarmung. Probiere aus, ob Dein Hund das Thundershirt mag.
Soll ich meinen Hund trösten oder lieber machen lassen?
Früher hieß es oft, Trösten würde Angst verstärken. Diese Annahme ist wissenschaftlich widerlegt. Jeder Hund reagiert auf Trösten individuell. Auch die Qualität der Beziehung zwischen Euch wirkt sich auf die Reaktion den Hundes aus.
Wichtig ist, dass Du ruhig, gelassen und berechenbar bleibst. Du darfst Deinen Hund durchaus sanft streicheln oder beruhigend ansprechen, wenn er das annimmt und dabei nicht nervöser wird.
Entscheidend ist, dass Du Sicherheit vermittelst und nicht selbst unruhig wirst. Wird Dein Hund unter dem Streicheln nervöser, ist Trösten in diesem Fall keine Hilfe.
Medikamente und unterstützende Mittel bei Gewitterangst
Bei massiver Panik kann eine tierärztliche Unterstützung durch Medikamente sinnvoll sein. Es gibt akute Notfallmedikamente, die kurzfristig entspannen und Angst nehmen (aber nicht sedieren), sowie längerfristige Ansätze, die das Training unterstützen. Ein Gespräch mit Fachtierärzt:innen für Verhaltenstherapie ist wichtig, um die richtige Lösung für Deinen Hund zu finden.
Homöopathie, Pheromone & Nahrungsergänzungen – was hilft wirklich?
Viele Hundehalter:innen wünschen sich sanfte Alternativen. Wissenschaftlich besser untersucht als klassische Homöopathie sind Pheromone (z. B. Dog Appeasing Pheromone) und pflanzliche Präparate. Auch das Milchprotein-Derivat Alpha-Casozepin und die Aminosäure Tryptophan (beides enthalten in Calmin Balance von Inuvet) hat nachweisbare angstlösende Eigenschaften. Sprich am besten mit der Fachtierärztin, bevor Du etwas ausprobierst.
Training gegen Gewitterangst: So funktioniert Desensibilisierung
Langfristig lässt sich Gewitterangst nur mit Training reduzieren. Besonders wirksam ist eine Kombination aus Desensibilisierung und Gegenkonditionierung. Dabei werden Gewittergeräusche in niedriger Lautstärke abgespielt und gleichzeitig positive Reize wie Futter oder Spiel eingebaut. Schrittweise steigert man die Lautstärke, sodass der Hund lernt: Gewitter bedeutet nichts Schlimmes, sondern kündigt etwas Angenehmes an.
Auch das bewusste Trainieren von Entspannung ist möglich: Wenn Dein Hund in ruhigen Momenten entspannt liegt, kannst Du ein Signalwort wie „ruhig“ einführen. Dieses Wort wird später mit der Entspannungsreaktion verknüpft und kann in Angstsituationen hilfreich sein.
Gewitterangst und Silvester – doppelte Herausforderung
Viele Hunde, die unter Gewitterangst leiden, haben auch große Probleme mit Silvesterböllern. Hier gelten die gleichen Grundsätze: Nähe, Sicherheit, Rückzugsorte und ein planvolles Training. Je früher Du beginnst, desto besser kannst Du Deinen Hund vorbereiten.
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